Ein Deutscher mischt Italien auf!
Kosta Runjaić (53) ist seit Sommer Trainer von Udinese Calcio – und grüßte vor dem fünften Spieltag der Serie A als Tabellenführer.
„Das ist vor allem ein wunderbarer Augenblick für unsere Fans, die lange Jahre auf solch schöne Erlebnisse gewartet haben“, sagt Runjaić zu BILD AM SONNTAG vor dem Spiel heute bei der AS Rom.
In der vorigen Saison schaffte Udine als Tabellen-15. nur knapp den Klassenerhalt. Nun hat Runjaić als Nachfolger von Weltmeister Fabio Cannavaro (51) den Klub wachgeküsst, bei dem einst der Stern von Oliver Bierhoff (56) aufging.
Dabei sah die Lebensplanung des Mannes, der in Deutschland Kaiserslautern, Duisburg, 1860 München und Darmstadt trainierte, eigentlich anders aus.
„Ich hatte in Polen sieben Jahre konstant die Verantwortung. Ich dachte, eine kleine Pause wäre angebracht. Nach meinem Abschied aus Warschau plante ich, dass ich eine kurze Zeit gar nichts mache – außer für meine Familie den täglichen Einkauf zu erledigen oder den Taxifahrer für unsere Kinder zu spielen“, sagt Runjaić.
Von 2017 bis 2022 war er bei Pogon Stettin, dann zwei Jahre bei Legia, wurde unter anderem 2023 Pokalsieger. Mit guter Arbeit machte Runjaić auf sich aufmerksam. In der Schweiz interessierte sich Young Boys Bern für ihn, in Belgien Union Saint-Gilloise. Auch bei Hertha BSC war er ein Thema.
Runjaić verzaubert Italien
Dann lockte Udine mit einem Zweijahres-Vertrag – nach BamS-Info ohne Ausstiegsklausel.
„Da gab es nichts zu überlegen. Das ist die Serie A, eine der vier größten Ligen der Welt“, sagt Runjaić, der als Entwickler von Spielern sowie als Freund einer klaren Spielidee gilt.
Nun ist er im Konzert der Großen dabei. In der Liga, die er schon als Kind verfolgte. „Ich erinnere mich an die große Zeit Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre mit Matthäus, Klinsmann und Brehme bei Inter, van Basten, Guillt, Rijkaard und später Savicevic bei Milan, Völler bei Rom – später dann Bierhoff bei Udinese“, sagt Runjaic.
Für ihn ist der Job in Udine der Höhepunkt seiner Karriere. „Und es zeigt wieder einmal, dass vieles im Leben einfach Geduld braucht“, sagt er. Vor 20 Jahren trat er seine erste Stelle im Profifußball an: als Assistenztrainer bei der U23 des 1. FC Kaiserslautern.
„Als Co-Trainer in der Regionalliga kannst du dann nicht sagen: Eines Tages werde ich in der Serie A trainieren! Du kannst nur arbeiten, lernen, fleißig sein – und ich war mir nie zu schade, zum Beispiel nach dem Training bei der U23 von Kaiserslautern auf dem Heimweg noch nach Mainz zu fahren, um Jürgen Klopp beim Training zuzuschauen.“
Aktuell büffelt Runjaić zweimal die Woche Italienisch – und entwickelt seine dominante Ballbesitz-Spielweise weiter. „Seit zehn Jahren war der Verein nie besser platziert als auf Rang zwölf, zudem schaffte er in der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt“, sagt Runjaić. Daraus ergibt sich das kurzfristige Ziel, den Klub ins gesicherte Mittelfeld zu führen.
„Aber als Trainer versuche ich, mittelfristige Entwicklungen voranzutreiben. In Polen zum Beispiel habe ich mitgeholfen, aus dem Abstiegskandidaten Stettin einen Spitzen-Klub zu machen. Das war ein Prozess von vier Jahren“, sagt Runjaić.
Hält der Trend in Udine an, schafft er das in Italien schon in seiner ersten Saison …
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