Die Aktivistin und Dokumentarfilmerin Lauren Windsor wusste, ihre Geschichte würde Aufmerksamkeit erregen. Tags zuvor schon hatte die Amerikanerin auf der Plattform X angekündigt, es kämen bald „große Neuigkeiten“, es sei die vermutlich „wichtigste Undercover-Story“ ihrer Karriere. Am Montag dann veröffentlichte Windsor Aufnahmen von Gesprächen, die sie in der vergangenen Woche – als religiöse Konservative getarnt – mit dem Vorsitzenden Richter des Obersten Gerichtshofs, John Roberts, dem Obersten Richter Samuel Alito sowie Alitos Frau Martha-Ann führte, und in denen sie politisch heikle Themen behandelte.
Der Rahmen war eine Gala der Supreme Court Historical Society, an der nur Mitglieder teilnehmen dürfen. Auf einer Aufnahme ist zu hören, wie Windsor Alito anspricht. Ihr Mann habe eigentlich auch da sein wollen, lasse aber ausrichten, dass Alito ein „Kämpfer“ sei, den er wertschätze. Windsor selbst spricht dem Richter ihre Anteilnahme dafür aus, was Alitos Familie gerade durchmachen müsse. Das freilich war eine Anspielung auf die jüngste Kritik an Alito und seiner Frau, nachdem diese im Januar 2021 eine umgedrehte Amerika-Flagge vor ihrem Haus gehisst hatten – ein Symbol der Trumpisten, die behaupten, die Präsidentenwahl 2020 sei „gestohlen“ worden. Der Oberste Richter gab im Zuge dieser Debatte an, seine Frau habe die Flagge in Reaktion auf „anstößige und persönlich beleidigende Sprache“ auf Schildern von Nachbarn gehisst.
Alito über Polarisierung des Landes
Die Aktivistin Windsor stellte sich Alito, der als Rechtsaußen-Richter der konservativen Mehrheit des Gerichts gilt, in der vergangenen Woche als „Katholikin und jemand, der ihr Glaube sehr wichtig ist“ vor. Sie wisse nicht, „ob wir mit den Linken auf eine Art und Weise verhandeln können, wie es nötig wäre, um die Polarisierung zu beenden“, sagt sie. „Ich denke, da geht es ums Gewinnen“. Alito gibt zurück: „Da dürften Sie recht haben. Es wird eine der beiden Seiten gewinnen. Ich weiß nicht. Es kann einen Weg des friedlichen Zusammenlebens geben, aber es ist schwierig.“ Es gebe Unterschiede bei „fundamentalen Dingen, die nicht gefährdet werden dürfen“. Windsor setzt daraufhin noch einmal nach. Amerikaner, die an Gott glaubten, müssten dafür kämpfen, das Land wieder „zu einem Ort der Frömmigkeit“ zu machen. Alito antwortet: „Ich stimme Ihnen zu.“
In einem anderen Teil der Aufnahme kritisiert Alito „die Medien“, die „nichts anderes tun, als uns zu kritisieren“ und damit das Vertrauen in das Gericht untergraben würden. Auf Windsors Frage danach, was der Oberste Gerichtshof gegen die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft tun könne, äußert Alito, das Gericht habe „eine sehr genau definierte Rolle“, und müsse tun, was von ihm erwartet werde. Das Problem sei „größer“ als die Institution, er habe keine Antwort. In einer weiteren Tonaufnahme äußert sich Alitos Ehefrau Martha-Ann unbeeindruckt über die jüngste Flaggen-Kontroverse.
„Das ist etwas für Leute, die wir wählen“
Alitos Aussagen gegenüber Windsor stehen im Kontrast zu denen des Vorsitzenden Richters Roberts. Dieser ließ sich nicht auf die Fragen der verdeckt arbeitenden Aktivistin ein. „Würden Sie wollen, dass ich dafür verantwortlich bin, das Land auf einen moralischeren Weg zu bringen?“, äußerte Roberts etwa. Das sei nichts für Anwälte, sondern „für Leute, die wir wählen“. Auf Windsors Aussage, die Gründerväter Amerikas seien „gottesfürchtig“ gewesen und der Oberste Gerichtshof müsse das Land wieder auf den Weg zu einer „christlichen Nation“ führen, antwortete Roberts: „Ich weiß nicht, ob das stimmt.“
Roberts äußerte auf Nachfrage auch, er glaube nicht, dass die Polarisierung der Gesellschaft nicht zu überwinden sei, und verwies auf den Bürgerkrieg und den Vietnamkrieg. Auf Windsors Frage, ob das Gericht eine Rolle dabei spielen müsse, die Vereinigten Staaten „auf einen moralischeren Weg zu führen“, antwortete Roberts umgehend: Die Rolle des Gerichts bestehe darin, „die Fälle zu entscheiden“.
Die Supreme Court Historical Society kritisierte das Vorgehen Windsors am Montag. Heimliche Aufnahmen von Richtern seien „nicht mit dem Geist“ der Veranstaltung vereinbar. Teilnehmer würden darauf hingewiesen, dass Gespräche über aktuelle Fälle des Obersten Gerichtshofs oder Rechtsprechungen bestimmter Richter „strengstens verboten“ seien und zum Ausschluss führen könnten.
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