Berlin/Rom (dpa) – 15 Jahre im öffentlichen Dienst. Und das soll es jetzt gewesen sein? Checco hängt an seinem Job. Schließlich ist er Beamter, auf Lebenszeit und unkündbar. Doch seine unbeschwerten Tage im Landesamt für Jagd und Fischerei in der italienischen Provinz sind gezählt.
Denn die ehrgeizige wie eiskalte Beamtin Dr. Sironi will beim Reformieren der Verwaltung glänzen und stellt ihn vor die Wahl: Aufhebungsvertrag samt Abfindung oder Versetzung in die Pampa. In rasantem Tempo nimmt «Der Vollposten» Italien-Klischees aufs Korn, und jeder bekommt sein Fett weg. Von brüllend komisch bis zotig-platt ist alles dabei.
In Italien ist das Werk (Regie: Gennaro Nunziante) mit Komiker Checco Zalone und dem Originaltitel «Quo vado?» (etwa: Wohin gehe ich?) zum Kinohit 2016 und schon jetzt zu einem der erfolgreichsten Filme überhaupt geworden. In der deutschen Version leiht Comedian Bastian Pastewka Checco seine Stimme.
Den Posten will Checco, Macho und Muttersöhnchen, natürlich nicht aufgeben. «Die Festanstellung ist heilig», gibt ihm ein gewiefter Senator mit auf den Weg, der schon die halbe Familie mit Posten versorgt hat. Und Checco ist natürlich bereit zu kämpfen. Das bedeutet jedoch Abschied von lieb gewonnenen Privilegien, von all den Wachteln und Kisten voll köstlicher Kirschen. Jenen Gaben also, mit denen die Bürger auf dem Amt regelmäßig um Checcos Gunst werben. Korruption? Amtsmissbrauch? Aber nicht doch.
Und, ja, auch «la Mamma» muss er addio sagen. Denn die skrupellose Dottoressa Sironi macht ihre Drohung wahr: Sie schickt den renitenten Staatsdiener in die Ferne, erst in ein verlassenes Alpen-Kaff, setzt ihn mobbenden Kollegen auf Sardinien aus und schreckt noch nicht einmal davor zurück, Checco schließlich an den Nordpol zu versetzen. Dort soll er Wissenschaftler vor Eisbär-Angriffen schützen.
Doch die Eishölle wird schnell zum Paradies. Das liegt an Valeria, in die sich Checco Hals über Kopf verliebt, und so ein wenig Abstand zu seinem bisherigen Leben findet. Jetzt hat er Zeit für die wirklich wichtigen Fragen des Lebens: Ist es vielleicht gar nicht nötig, vorausfahrende Autos anzuhupen, wenn sie bei Grün nicht gleich losfahren? Sind vorgetäuschte Fouls auf dem Fußballplatz vielleicht unfair und hat Mülltrennung doch einen Sinn?
All das ist nett erzählt und bisweilen auch wirklich komisch – etwa wenn Checco vor den Kindern seiner neuen Lebensgefährtin im Brustton der Überzeugung und voller Stolz verkündet: «Ich bin 38 und wohne bei meiner Mama und meinem Papa.» Die Kids bekommen verständlicherweise einen Lachanfall und bringen den Enddreißiger ins Grübeln. Stellenweise wird der Film auch bitterböse: Checco ist inzwischen Beamter auf der Insel Lampedusa, wo er Flüchtlinge nach ihren fußballerischen Fähigkeiten für den Verbleib in Italien auswählt.
Doch immer wieder bleiben Witze und Anspielungen auf der Strecke, wenn man die Aufgeregtheiten der italienischen Politik und die Alltagsprobleme im wirtschaftlich immer noch arg gebeutelten Stiefelstaat nicht so richtig kennt. Früher war die Festanstellung, der «posto fisso», eine Garantie für Sorglosigkeit bis zur Rente. Doch all das ist in Zeiten von Nullwachstum und Reformfieber ins Wanken geraten. Auch deshalb hat der Film in Italien einen Nerv getroffen. Kulturminister Dario Franceschini war jedenfalls voll des Lobes für Checco Zalone und sein Team.
Anfang September inspirierte der Film sogar die Polizei: Fahnder auf Sizilien liehen sich den Filmtitel «Quo vado?» für einen verdeckten Einsatz: Es ging um Beschäftigte im öffentlichen Dienst, die es mit der Arbeitszeit nicht so genau nahmen.
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